Abendtour auf den Brennkopf - After Work Sundowner der anderen Art

Abendliche Wanderung auf den Brennkopf im Kaiserwinkl: Es gibt sie immer wieder, diese Gipfel, die von ihren Nachbarn überthront werden, weniger bekannt sind als sie – in diesem Fall Geigelstein oder Rudersburg – aber dennoch etwas ganz Besonderes bieten und damit oft ein Geheimtipp sind: Die Rede ist hier vom nur 1.355 Meter hohen Brennkopf – die „After Work Sundowner Terrasse“ des Kaiserwinkls. Und das macht diesen kleinen Berg für jeden Naturliebhaber ganz, ganz groß.

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Sollte es eine Best of Liste aller After Work Sundowner Locations geben, wäre der Brennkopf ganz weit oben in dieser Liste. Und es gibt viele Punkte, die das „After Work“ hier in der Outdoorarena Kaiserwinkl von den Hipster-Spots in einer Großstadt unterscheiden. Zum einen wird einem der Aperol-Spritz nicht eisgekühlt im Kelch serviert, sondern man hat sein Getränk (möglichst kühl transportiert) selbst im Rucksack. Man steigt auch nicht einfach im coolen Ausgeh-Outfit vom stylish getunten Retro-Rennrad, sondern man erwandert sich seinen einzigartigen Logenplatz in einer kurzen aber dennoch fordernden Wanderung.

Vor allem aber unterscheidet der Kaiserwinkler Sundowner sich von allen anderen Locations durch einen atemberaubenden Blick auf das gesamte Kaisergebirge, die nördlich gelegenen Chiemgauer Alpen sowie in die Hohen Tauern und über das Inntal bis zu den Zillertaler Alpen. Schöne digitale Blicke könnt ihr auch hier ergattern...

Vor dem Sundowner gibt’s eine Jause

Diese Tour sollte man am mittleren Nachmittag beim Parkplatz an der Schwemm starten (übrigens kostenlos mit der Kaiserwinkl Card). So beeindruckend dieses größte zusammenhängende Moorgebiet Nordtirols mit seiner einzigartigen Flora und Fauna auch ist, sollte man es an diesem Tag bei einem bewundernden Blick belassen, denn es gibt ein erklärtes Ziel: das Gipfelkreuz des Brennkopfs und den Genuss des Sonnenuntergangs. Der Weg führt – direkt gegenüber dem Parkplatz – über einen steilen Waldweg zu der ersten „Zwischenstation“ – zur Hitscheralm (nicht bewirtschaftet). Für alle, die es etwas gemütlicher wollen, gibt es auch den längeren Weg über einen Forstweg (Beschilderung beachten), der ca. 500 Meter nach dem Schwemmgebiet rechts abgeht.

Hier bietet sich eine sehr gute Gelegenheit, sich vor man auf den Gipfel geht, mit einer guten Jause zu stärken. Nach so einer angenehm, stillen Brotzeit geht’s weiter durch die beiden Holztore auf den Hauptweg und am oberen Almgebäude entlang des Weges #44 einfach bergauf.

Spätestens ab da ist man in einer absoluten Wohfühl-Stimmung - so geht es meistens, wenn man auf einer der zahlreichen Almgebiete hier im Kaiserwinkl unterwegs ist und alle Eindrücke in sich aufsaugen kann. Bald ist die nächste Almhütte, die Hagerhütte, in Sicht und braucht nur dem Wegweiser zum Gipfel folgen, den man dann auch sehr schnell erreicht.

Der magische Augenblick

Man kann es kaum glauben, denn das Gipfelkreuz gehört einem meist fast ganz alleine. Schnell ein schönes Plätzchen im Gras suchen, sich auf einer Wanderdecke ausbreiten und einen selbst mitgebrachten „Sundowner“ rausholen – sehr zu empfehlen in einer kleinen, handlichen Kühltasche – und sich mit Blickrichtung Westen und den Bogen der Sonne verfolgen, der sich sanft und bestimmt über die Gipfeln der Tiroler Berge streichen wird. Am Himmel bildet sich meist durch Wolkenschleier eine Art halbtransparente Leinwand, welche zu einem gewissen Filter wird, der das Licht der Sonne in vielen Farben und Nuancen bricht.

 

Jetzt beginnt auch wieder die Zeit des Philosophierens. Über die Dualität der Zeit, über die Selbstlosigkeit der Sonne, die uns jeden Tag wärmt, den Tag erhellt und uns den Rhythmus des Lebens vorgibt. Wir sind Natur. Werden immer mehr Teil diese Schauspiels und bemerken, wie die Sonne ihre Farbe in feinen Nuancen immer schneller verändert und sehr bald die ersten Gipfel küssen wird, um dann – nur wenige Minuten später – in diesen Bergen „zu versinken“. Diese wenigen Minuten sollte man schweigen und einfach den Zustand des perfekten Moments genießen. In der indischen Philosophie gibt es einen Begriff für diesen Moment: „Buddhi“ – der Moment, wo es etwas gibt, was über unseren rationalen Verstand hinaus geht und daher auch unbeschreiblich ist.

Die Sonne taucht ab, der Himmel ist dunkelblau mit ersten Schattierungen ins Schwarz und am Horizont leuchtet noch ein orangefarbener Streifen, welcher dann langsam vom Blau eingefangen wird. Die Vorbereitung für den Abstieg ins Tal, der in stiller Harmonie erfolgt, starten. Im Moment würde wohl jedes Wort die Magie der letzten Augenblicke zerstören. Lediglich der Schein der Stirnlampen wird durch die Landschaft tanzen und etwas Kontur in die dunkle Nacht zeichnen. Zurück ins Tal soll man den „einfacheren“ Forstweg gehen. Dankbarer Blick in den dunklen Nachthimmel, erfüllt von wunderschönen Eindrücken beendet diese kleine, feine Tour. So geht „After Work“ auf Tirolerisch.

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