Bergsteigen mit Kindern

Tipps zum Wandern und Bergsteigen mit Kindern
Bergsteigen mit Kindern muss nicht in Stress ausarten. Vielmehr sollte Bergsteigen als Chance genutzt werden, um als Familie gemeinsam etwas zu unternehmen, die Natur zu erleben, sich gesund zu bewegen und neben jeder Menge Spaß auch ein paar Momente der puren Entspannung zu genießen. Schließlich wächst die Familie durch schöne Erlebnisse voller Glücksgefühle noch mehr zusammen. Aber Eltern müssen bedenken, dass sie eine Bergtour mit Kids nicht so angehen können wie mit Erwachsenen.
Denn für Kids stehen meist nicht die Gipfel und tollen Aussichten im Vordergrund. Für sie sind die Berge eine Welt voller spannender Abenteuer und Geheimnisse. Genau auf diese Erlebniswelt müssen sich Eltern einlassen. Lassen auch Sie sich einfach von der Entdeckungslust und Phantasie Ihrer Kids mitreißen, um schöne Stunden miteinander zu verbringen.
Vorab sollten Sie aber bei der Planung folgende Faktoren berücksichtigen: Gehzeit, Schwierigkeitsgrad der Tour sowie Alter und Wünsche Ihrer Kleinen.

Die Tourplanung

Kleinkinder (1 bis 3 Jahre): 
Sobald Kinder alleine stabil sitzen können, können sie in einem verstellbaren Rücken-Tragegestell auf Wanderungen mitgenommen werden. Allerdings müssen Sie dabei bedenken, dass Kinder in solch einem Tragegestell dem Wetter völlig ausgeliefert sind. Das heißt, sie müssen sowohl vor einem Sonnenstich als auch vor Unterkühlung geschützt werden. Genauso wichtig ist es mindestens jede Stunde eine Pause einzulegen, damit sich die Kleinen zwischendurch frei bewegen können. Die Tour mit Kindern in einer Kindertrage sollte nicht länger als vier Stunden dauern. Dreijährige können zwischendurch einfache Wegabschnitte auch mal selbst laufen. Der Träger des Kindes muss natürlich den Schwierigkeiten des Weges zu hundert Prozent gewachsen sein. Er ist für die Sicherheit zweier Menschen verantwortlich. Trekkingstöcke zum Abstützen sind hierbei eine sehr gute Unterstützung.

Vorschulalter (3 bis 6 Jahre): 
Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren sind sehr erkundungsfreudig und wollen sich ihre Erlebniswelt selbst erschließen. Deshalb sollte eine Tour vor allem spielerisch gestaltet werden und abwechslungsreich sein. Außerdem benötigen Kinder in diesem Alter viele Erholungs- und Spielpausen. Auch während der Tour sollten genügend Möglichkeiten zum Klettern, Spielen und Entdecken gegeben sein. Absturzgefährdete Passagen gilt es natürlich zu vermeiden. Insgesamt sollte die Gehzeit nicht länger als vier Stunden betragen.

Frühes Schulkindalter (6 bis 10 Jahre):
Kinder in diesem Alter besitzen schon jede Menge Ausdauer und Koordination. Deshalb sind Gehzeiten bis zu fünf Stunden mit entsprechenden Erholungspausen durchaus möglich. Selbst leichte Anstiege können die kleinen Klettermaxen in diesem Alter problemlos meistern. Dennoch sollten Eltern an entsprechende Hilfestellungen und Sicherungsmaßnahmen denken.

Spätes Schulkindalter (10 bis 14 Jahre):
Kinder in diesem Alter verfügen über eine gute Ausdauer, Bewegungsharmonie und Körperkraft. Sie können also anspruchsvolle Ziele erreichen. Jedoch sollte eine Gehzeit von sieben Stunden nicht überschritten werden. Ab diesem Alter sind bereits Mehrtagestouren möglich.

Dennoch gilt es zu beachten: Jedes Kind ist unterschiedlich. Achten Sie selbst darauf wie leistungsfähig Ihr Kind ist und welche Wünsche/Interessen es hat. Somit können die Touren ganz individuell gestaltet werden.

Tipps zur spielerischen Tourgestaltung

  • Die Anreise mit Bus oder Bahn zum Startpunkt einer Tour ist für alle stressfreier als mit dem Auto. Die Anreisezeit kann beispielsweise zum Spielen genutzt werden.
  • Kinder möchten nicht nur stur vor sich hinlaufen, sondern wünschen sich abwechslungsreiche Touren. Rundwege sind für Kinder interessanter als Auf- und Abstiege. Längere Gehzeiten können durch Entdeckungs-, Beobachtungs- und Spielphasen aufgelockert werden. Sammeln Sie beispielsweise gemeinsam kleine Souvenirs und planen Sie Ihre Ausflüge so, dass Sie Ihre Touren jederzeit flexibel ändern können. Außerdem ist zu empfehlen, Karten zu nutzen, aus denen Sie die Besonderheiten des Geländes ablesen können.
  • Gliedern Sie Ihre Tour in Etappen und machen Sie die Ziele Ihren Kids schmackhaft. Das motiviert ungemein. Außerdem sollten sie die Wünsche Ihrer Kleinen bei der Planung berücksichtigen. Kinder übernehmen gerne auch mal die Führung. Beziehen Sie sie deshalb beim Kartenlesen und Finden des richtigen Weges mit ein.


Proviant, Ausrüstung, Sicherheit & Co. 

Kinder müssen viel trinken. Nehmen Sie mindestens 1-2 Liter pro Person für eine Tour mit.

Essen: Käse- und Wurstbrote, Müsliriegel und Obst. Im Idealfall keine Süßigkeiten.

Ein Kinderrucksack sollte maximal zehn Prozent des Körpergewichts betragen.

Ausrüstung: Wanderschuhe, Ersatzwäsche, Outdoorbekleidung, Regenschutz, Sonnenschutz, Notfallapotheke, Handy, GPS-Gerät, Gebietskarte

Bringen Sie Ihren Kindern bei, dass Verpackungen und unverrottbare Brotzeitabfälle wieder mit nach Hause genommen werden. Lehren Sie ihnen die Natur und Tiere zu schätzen und nicht zu zerstören.

Die Sicherheit aller Beteiligten steht während der Tour stets an erster Stelle: Durch eine gute Planung lassen sich Gefahren vermeiden. Lassen Sie Ihre Kinder nie aus den Augen und nehmen Sie sie in Gefahrensituationen an die Hand. Im Aufstieg sollten Sie dicht hinter Ihren Kids bleiben, um eventuelle Ausrutscher abzufangen und um bei größeren Stufen Hilfestellung zu leisten. Bei zu großer Abrutschgefahr während des Abstiegs können Kinder auch mit einem Brust- und Hüftsitzgurt und einem Seil gesichert werden. Außerdem sollten Sie vor jeder Tour den Wetterbericht abrufen, um zu vermeiden bei einem Gewitter in den Bergen unterwegs zu sein.

Über den Gastautor: Verena K. arbeitet als freie Mitarbeiterin bei Bergzeit.de. Als leidenschaftliche Wanderin verfasst sie regelmäßig Artikel über Tipps zum Wandern und tolle Tourentipps.

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