Sicherheit an Klettersteig und Boulderwand – Tipps zu Equipment und Verhalten

Mit Trittstufen, Leitern und Stahlseilen gesicherte Kletterwege garantieren Profis und Anfängern unvergleichlichen Freizeitspaß.

Egal ob der für Fortgeschrittene prädestinierte Imster Sport-Klettersteig

in den Lechtaler Alpen, der Kaiser Max Klettersteig bei Innsbruck an der Martinswand für erfahrene Kletterer oder die künstliche Felswand - für jeden Anspruch stehen in Österreich passende Lösungen bereit. Neben dem Klettersteig ist Bouldern, also das Klettern ohne Sicherungen in Absprunghöhe, eine populäre Disziplin. Doch welches Equipment ist für den Kletterspaß notwendig, um von maximaler Sicherheit zu profitieren? Nachfolgend wurden die wichtigsten Faktoren sowie Verhaltenstipps arrangiert.

Sicher Klettern am Klettersteig

Beim Klettern am natürlichen Klettersteig ist die normgerechte Ausrüstung ein Muss. Sowohl Steinschlaghelm als auch Klettersteigset und Klettergurt müssen einwandfrei sein und korrekt angewandt werden. Dass die Gefahr nicht unterschätzt werden darf, verdeutlichte der tödliche Klettersteigunfall in Tirol im August 2012. "Das Klettersteigset des Verunglückten war durch Dauerbelastung so sehr geschwächt worden, dass die Lastarme dem Sturz nicht mehr stand hielten und rissen", berichtete der Alpenverein Österreich online.
Der Unfall hatte großangelegte Rückrufaktionen von unterschiedlichsten Herstellern von Klettersteigsets zur Folge. Die Abbildung zeigt die betroffenen Sets. Auf der verlinkten Seite des Alpenvereins finden Sie eine Rückrufliste, mit der Sie Ihr eventuelles Bestandset überprüfen können.

Ergänzend zum genannten Set aus Helm, Klettersteigset und Gurt raten Experten leichten Personen und Anfängern zum sogenannten Ferrata Bloc. Stürze in die Zwischensicherung werden damit verhindert. Ein Plus an Komfort bieten "Attac"-Karabiner, weil sie sich mit zwei Fingern öffnen lassen. Neben dem Klettersteigset sind Kletterschuhe substanziell für das sichere Klettern. Die Schuh-Art hängt vom Schwierigkeitsgrad des Klettersteigs ab.

 

Einfache Routen erfordern lediglich gute Bergwanderschuhe. Geht es stattdessen auf alpine Steige inklusive Abschnitte mit Schnee und Geröll sollten es hochwertige Bergschuhe mit knöchelhohem Schaft sein. Spezielle Kletterschuhe sind für Sportklettersteige konzipiert. Handschuhe schützen die Hände vor Stahlseilen, der Kletterer profitiert von zusätzlich Gripp. Abhängig von den Wetterverhältnissen ist zudem alpine Bekleidung nötig.

Bouldern ohne Reue

Beim Klettern ohne Sicherung sind die Kletterschuhe das Wichtigste. Wenn Sie zum ersten Mal Bouldern müssen Sie die dafür nötigen Schuhe nicht direkt kaufen. Sobald Sie aber regelmäßig an den Boulderblock gehen, ist eigenes Schuhwerk empfehlenswert. Boulderschuhe wurden speziell für diese Disziplin entwickelt und sind für den sicheren Aufstieg unverzichtbar. Der Handel präsentiert unterschiedliche Boulderschuhe für jedes Terrain.

"Generell werden Boulder- bzw. Kletterschuhe unterschieden in sogenannte Allrounder für Klettereien in der Halle oder draußen am Fels, in Kletterschuhe für Riss- und Reibungskletterei sowie in Wettkampfschuhe, die je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Materialeigenschaften aufweisen", so die Erläuterung in einem Fachartikel auf dem Boulder-Informationsportal Am Fels.

Grundsätzlich müssen Boulderschuhe eng anliegen, um eine optimale Kraftübertragung und zuverlässigen Halt zu gewährleisten. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Boulderschuhe bis zu zwei Schuhgrößen kleiner getragen werden. Allerdings hängt die ideale Größe markant von Material und Hersteller ab.

Weitere Tipps zur Kaufentscheidung:

  • Material: Ob Schuhe mit oder ohne Innenfutter gewählt werden, bleibt jedem selbst überlassen. Beim Obermaterial gilt: Leder dehnt sich stärker im Vergleich zu Synthetik.
  • Verschluss: Velcros (Klettverschluss) hat den Vorteil, dass der Schuh das An- und Ausziehen beschleunigt. Eine Schnürung erlaubt die optimale Anpassung an den Fuß. Slipper sind nur für Profis, weil sie sich nicht individuell einstellen lassen.
  • Sohle: Anfänger sollten zu einer harten und durchgängigen Gummi-Sohle greifen.
  • Vorspannung: Für Einsteiger ist ein Schuh mit weniger Vorspannung und symmetrischem Schnitt ratsam. Fortgeschrittene brauchen mehr Vorspannung für mehr Druck auf der Trittfläche, um anspruchsvolle Routen zu klettern. Asymmetrische Ausführungen sind dann besser geeignet.


Neben den Schuhen sind Bouldermatten das Non plus Ultra für die Sicherheit. Sie werden am Boden unter dem Kletterareal platziert und dienen beim Absturz als Polster. Nicht weniger entscheidend ist der Einsatz von Magnesia beziehungsweise Chalk und ein dafür ausgelegter Transportsack. Magnesia bindet Schweiß an den Händen, um die Griffigkeit zu erhöhen. Die Abrutschgefahr durch feuchte Hände verringert sich drastisch.

Einen Eindruck zum Bouldern vermittelt das Video von Vertical Extreme:

Der Tabelle können Sie Verhaltenstipps zu den Disziplinen Klettersteig und Bouldern entnehmen:

Bouldern

Planung: Informieren Sie sich über Länge und Schwierigkeitsstufe. Auch Wetterverhältnisse sind zu prüfen. Bei Gewitter ist vom Klettern grundsätzlich abzuraten. Zudem steigt das Sturzrisiko bei Nässe, Kälte und Regen.

Anpassung: Bouldern verlangt dem Körper einiges ab. Muskeln bauen sich zwar schnell auf, aber für Bänder und Sehnen gilt das nicht. Um sicher zu Bouldern, sollten es Anfänger langsam angehen lassen. Haltungs- und Bewegungsapparat benötigen Monate, um sich an die Beanspruchung zu gewöhnen. Aufwärmen ist ein Muss.

Material-Kontrolle: Insbesondere beim ungesicherten Bouldern an der Felswand ist Vorsicht geboten. Lose Gesteinsteile sind ein Risiko. Vor jedem Tritt und Griff Untergrund kontrollieren!

Equipment-Check: Schuhe müssen gut sitzen und die Hände mit ausreichend Magnesia umhüllt sein. Erst wenn die Bouldermatten platziert sind, geht es los.

Abstand: Egal ob Boulderhalle oder natürliche Boulderroute, wie am Klettersteig gilt: Ausreichend Abstand zu anderen Kletterern halten, um Unfälle zu vermeiden.

Erste Hilfe: Erste-Hilfe-Set und Mobiltelefon dürfen an der Felswand nie fehlen. Tapeverband für kleinere Verletzungen ist vorteilhaft. Was bei Notfällen im österreichischen Gebirge zu beachten ist, haben wir hier erklärt.

Klettersteig

Planung: Informieren Sie sich über Länge und Schwierigkeitsstufe. Auch Wetterverhältnisse sind zu prüfen. Bei Gewitter ist vom Klettern grundsätzlich abzuraten. Zudem steigt das Sturzrisiko bei Nässe, Kälte und Regen.

Anpassung: Der Klettersteig sollte stets zu den persönlichen Fähigkeiten passen. Eine Selbstüberschätzung hat Folgen.

Material-Kontrolle: Gesperrte Klettersteige sind zu meiden. Ein kritischer Blick auf Verankerungen und Drahtseil ist wichtig. Umwelteinflüsse wie Frost, Korrosion und Steinschlag hinterlassen ihre Spuren.

Equipment-Check: Ein Partnercheck hilft dabei hinsichtlich der Ausrüstung an alles zu denken. Kontrollieren Sie gegenseitig, ob der Helm richtig sitzt, der Gurtverschluss gesichert ist und die Verbindung zwischen Klettergurt und Klettersteigset besteht.

Abstand: Zwischen zwei Fixpunkten darf sich immer nur ein Kletterer befinden. Ausreichend Abstand ist elementar, um bei Stürzen der Verletzung von Anderen vorzubeugen.

Erste Hilfe: Erste-Hilfe-Set und Mobiltelefon dürfen an der Felswand nie fehlen. Tapeverband für kleinere Verletzungen ist vorteilhaft. Was bei Notfällen im österreichischen Gebirge zu beachten ist, haben wir hier erklärt.

Tipps zu Körperhaltung und Sicherungstechnik beim Klettersteig wurden online vom deutschen Alpenverein zusammengefasst. Die Plattform Boulder Nature gibt Ratschläge zum sicheren Bouldern und verdeutlicht Empfehlungen anhand von Fotos.

Quellen: Bilder (Hans, Scros bei www.pixabay.com) / Grafik (www.alpenverein.at)

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